pte20081114002 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Online-Leser lieben geklaute Texte

Raubkopien von Webartikeln werden öfter gelesen als Originale


Online-Piraterie ist für Zeitungen ein bekanntes Problem (Foto: pixelio.de, Maddin69)
Online-Piraterie ist für Zeitungen ein bekanntes Problem (Foto: pixelio.de, Maddin69)

Redwood City (pte002/14.11.2008/06:05) Unautorisierte Kopien von online veröffentlichten Zeitungsartikeln werden im Durchschnitt von 2,5 Mal mehr Menschen gelesen als ihre offiziell erschienenen Pendants. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt das auf die Verfolgung von Copyright-Verletzungen im Internet spezialisierte US-Unternehmen Attributor http://www.attributor.com in einem aktuell vorgelegten Bericht. Am schlimmsten betroffen sind demnach vor allem solche Texte, die Autos, Reisen oder Filmkritiken zum Inhalt haben. Geschichten dieser drei Kategorien haben der Attributor-Untersuchung zufolge in ihrer illegal veröffentlichten Form sogar eine Leserschaft, die zwischen vier und sieben Mal größer ist als jene auf den ursprünglichen Webseiten der Urheberrechtsinhaber. Diese Werte seien einerseits zwar erschreckend, andererseits stelle das große Publikum für die Medienhäuser aber auch eine "goldene Möglichkeit" dar, wie die eigenen Umsätze wieder angekurbelt werden könnten, heißt es in dem Bericht.

"Wenn es den Medienunternehmen gelingt, einen Weg zu finden, Werbeumsätze von dem Internet-Traffic zu den illegalen Kopien ihrer Artikel abzuschöpfen, ist diese Entwicklung durchaus auch als Chance zu sehen", zitiert das US-Portal Newsvine aus den Untersuchungsergebnissen. Alles in allem schätzt Attributor, dass der durchschnittliche Web-Publisher auf diese Weise seine Einnahmen pro Jahr um etwa 150.000 Dollar aufbessern könnte. "Das ist aber lediglich eine unwissenschaftliche Schätzung. Sie basiert auf der Annahme, dass Werbetreibende einen Dollar für 1.000 Seiten zahlen würden, die unautorisiertes Material beinhalten und keinerlei Verbindung zum ursprünglichen Rechteinhaber aufweisen", merkt Attributor an. In Wahrheit sei dieser Wert aber vermutlich noch zu tief angesetzt.

"Dass im Internet eine beträchtliche Zahl von unautorisierten Kopien von Artikeln zu finden ist, ist für uns kein neues Problem", erklärt Ricarda Veigel von der Rechtsabteilung des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) http://www.bdzv.de , auf Anfrage von pressetext. Urheberrechtsverletzungen seien im Web leider bereits seit längerem gang und gäbe. "Das Nachvollziehen von Copyright-Verstößen im Netz ist aber ein prinzipiell schwieriges Unterfangen", betont Veigel. Die größeren Betriebe im Verlags- und Zeitungswesen würden sich beim Vorgehen gegen illegale Veröffentlichungen der eigenen Werke noch zurechtfinden. "Kleinere Medienunternehmen können sich eine Verfolgung der Raubkopierer aber zumeist nicht leisten", merkt Veigel an.

Der Digitalisierungsprozess habe für die Zeitungsbranche zwar einerseits einige neue Herausforderungen entstehen lassen. "Andererseits ist die Digitalisierung für die Verlage aber mittlerweile auch sehr wichtig geworden. Im Internetzeitalter spielt es nämlich keine Rolle mehr, auf welchem Weg Medienhäuser ihre Inhalte verbreiten. Hauptsache sie kommen beim Publikum an", erläutert Veigel. Ob sich die zunehmende Zahl der unautorisiert veröffentlichten Artikel auch tatsächlich als Chance für die Medienbetriebe herausstellen kann, erscheint der BDZV-Rechtsexpertin zum jetzigen Zeitpunkt eher zweifelhaft. "Im Moment kann ich mir jedenfalls noch nicht vorstellen, dass in diesem Bereich wirklich so viel zusätzliches Geld umgesetzt werden kann, wie es in der oben genannten Schätzung angenommen wird", so Veigel abschließend.

(Ende)
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