pte20090203036 Kultur/Lifestyle, Handel/Dienstleistungen

Billig-Grabsteine stammen meist aus Kinderhand

München verbietet Billig-Importe - Steinmetze protestieren


Preiswerte Bestattung durch Kinderarbeit (Foto: pixelio.de, Thommy Weiss)
Preiswerte Bestattung durch Kinderarbeit (Foto: pixelio.de, Thommy Weiss)

München (pte036/03.02.2009/15:00) Die Zunft der Steinmetze sieht sich von schwierigen Rahmenbedingungen im Bestattungswesen bedroht. Angepasste Friedhofssatzungen und das veränderte Kundenverhalten bei Bestattungen lassen die Umsätze einknicken. Für Protest unter den Steinmetzen sorgen aktuell auch neue Friedhofsvorschriften durch die Stadtverwaltung München, die Schule machen könnten. Diese sehen vor, künftig ausschließlich Grabsteine zuzulassen, "die nachweislich in der gesamten Wertschöpfungskette ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt sind". Die Steinmetze empfinden die Vorschriften als "Gängelung" und klagen vor dem Verwaltungsgerichtshof. Mit ihrer Argumentation ernten sie jedoch gehörig Kritik. "Was ist das für eine Begräbniskultur, Kinder für seinen Grabstein arbeiten zu lassen", kritisiert Globalisierungsexperte Heinz Schulze, Vorstand des Münchner Nord-Süd-Forums http://www.nordsuedforum.de .

"Natur- und Grabsteine aus Indien und China sind gnadenlos billiger als aus Deutschland. Den günstigen Preis ermöglicht aber nur die Tatsache, dass in den exportorientierten Betrieben Sklavenarbeit, Schuldknechtschaft und Kinderarbeit herrschen", meint Schulze im Gespräch mit pressetext. Den Import von Grabsteinen aus Indien und China zu unterbinden sei zwar keine Lösung. "Auch Deutschland ist ein Exportland und lebt von seinen Ausfuhren. Der Import der Steine muss jedoch globalisierungsgerecht gestaltet werden", fordert der Experte. Dafür gebe es auch Lösungen. Einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge sind neben Natursteinen aus Deutschland auch indische Grabsteine im Handel, die nachprüfbar und durch Gütesiegel von Xertifix http://www.xertifix.de oder Fair-Stone http://www.fairstone.win--win.de zertifiziert frei von Kinder- und Sklavenarbeit hergestellt wurden.

Bundesweit liegt der Anteil von Grabsteinen dem Experten zufolge bereits zwischen 50 und 70 Prozent und besonders hoch im Norden. Seit Inkrafttreten des neuen Bestattungsgesetzes in Nordrhein-Westfalen erkennen auch dort ansässige Steinmetzunternehmen eine Gefährdung ihrer Arbeitsplätze. Neue Friedhofsordnungen und das geänderte Trauerverhalten sollen die Zahl anonymer Bestattungen zu Ungunsten der Zunft steigern, berichtet die Aachener Zeitung. Gerade bei traditionellen Grabsteinen sei ein enormer Umsatzeinbruch zu verzeichnen. Dem neuartigen Kundenverhalten liegt jedoch auch ein höheres Preisbewusstsein unter den Trauernden zugrunde, das das Geschäft mit Grabsteinen aus Kinder- und Sklavenarbeit fördere. "Die Steine aus Indien und China sehen schöner aus und haben andere Farben als der graue deutsche Granit", erklärt Schulze gegenüber pressetext. Nicht nur der Preis, sondern auch die Nachfrage nach hoher Qualität würden daher die Importe von Grabsteinen fördern.

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