pte20090520026 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

Plagiarismus-Vorwurf gegen New York Times

Preisgekrönte Kolumnistin soll von Blogger abgeschrieben haben


Maureen Dowd schreibt eine regelmäßige Kolumne in der New York Times (Foto: nytimes.com)
Maureen Dowd schreibt eine regelmäßige Kolumne in der New York Times (Foto: nytimes.com)

New York (pte026/20.05.2009/12:36) In der US-amerikanischen Medienbranche herrscht zurzeit große Aufregung um einen vermeintlichen Plagiarismus-Skandal. Im Zentrum der öffentlichen Debatte steht dabei Maureen Dowd, eine Kolumnistin der New York Times http://www.nytimes.com , die 1999 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden ist. Der als überaus einflussreich geltenden Journalistin wird vorgeworfen, einen Teil ihrer Kolumne von vergangenem Sonntag wortwörtlich von einem entsprechenden Posting des bekannten US-Bloggers Josh Marshall übernommen zu haben. Obwohl die betreffende Textpassage in der Tat fast Wort für Wort mit der Blog-Meldung von Marshall übereinstimmt, streitet Dowd bislang alle Plagiatsvorwürfe ab. Wie sie gegenüber der Huffington Post wissen lässt, habe sie Marshalls Webseite namens Talking Points Memo http://www.talkingpointsmemo.com die ganze Woche über nicht besucht. Auf die Idee zur betreffenden Passage sei sie vielmehr über ein spontan geführtes Gespräch mit einem Freund gekommen, so Dowd.

"Der Sachverhalt im vorliegenden Fall ist klar. Die Kollegin der New York Times hat die journalistische Sorgfaltspflicht nicht ausreichend erfüllt und eine Textpassage übernommen ohne die entsprechende Quellenangabe auszuweisen", stellt Hendrik Zörner, Pressesprecher des Deutschen Journalisten Verbandes http://www.djv.de , im Gespräch mir pressetext fest. Dass ein derartiger Schnitzer ausgerechnet einer angesehenen und erfahrenen Journalistin passiert sei, könne nicht einfach als einmaliger Ausrutscher abgetan werden. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass da einfach ein Unfall passiert ist. Wer lange und erfolgreich im Journalismus tätig ist, kennt seine Grundregeln sehr genau", meint Zörner. Für Journalisten sei es mittlerweile zwar bereits gang und gäbe, Blogs als Quellen zu nutzen. "Das ist auch vollkommen in Ordnung so, da neue Informationen oft zuerst dort erscheinen. Übernimmt ein Journalist etwas aus einem Blog, muss er aber unter allen Umständen die entsprechende Quelle anführen", betont Zörner.

"Es mutet schon etwas seltsam an, dass Dowd behauptet, sie habe die betreffenden Zeilen, die nahezu wortwörtlich mit der Blog-Meldung auf der Talking-Points-Memo-Webseite übereinstimmen, im Gespräch mit einem Freund aufgeschnappt", erklärt der bekannte US-Journalist Howard Kurtz in einem Interview mit der Washington Post. Die ganze Sache sei äußerst peinlich für die New-York-Times-Kolumnistin. Der Auffassung Kurtzs zufolge sei es allerdings mehr als unwahrscheinlich, dass Dowd bewusst vom Marshall-Blog abgeschrieben habe. "Wenn sie vorsätzlich ein Plagiat verfassen will, würde sie sicherlich einige Wörter ändern, um den Text besser als ihr eigenes Werk verkaufen zu können. Es ist zudem nicht anzunehmen, dass sie sich ausgerechnet einen bekannten Blogger wie Marshall zum Abschreiben aussucht", so Kurtz.

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