pte20090605003 Medizin/Wellness, Bildung/Karriere

Hausfrauen haben mehr Stress als Manager

Dauerbelastung durch Erziehung und finanzielle Sorgen


Hausfrau und Mutter: Fulltime-Job mit Dauerstress (Foto: pixelio.de/Erysipel)
Hausfrau und Mutter: Fulltime-Job mit Dauerstress (Foto: pixelio.de/Erysipel)

Hamburg (pte003/05.06.2009/06:10) Frauen, die sich der Hausarbeit und der Erziehung ihrer Kinder widmen, leiden stärker als andere Bevölkerungsgruppen an Stress. Das zeigt eine repräsentative Befragung über das Stressempfinden von 1.000 Erwachsenen der Techniker Krankenkasse http://www.tk-online.de . 95 Prozent der Hausfrauen klagen über Stressbelastung, die bei 38 Prozent sogar ständig andauert, wofür teilweise die Kindererziehung, teilweise die Sorge um die Finanzen der Familie Anlass geben. Stress ist in dieser Gruppe somit häufiger als bei Führungskräften der Wirtschaft anzutreffen. "Das Image einer Frau, die zu Hause bleibt, ist in der heutigen Gesellschaft eher negativ behaftet. Man belächelt sie, nimmt den hohen Druck, unter dem sie steht, jedoch kaum wahr. Das belastet das Selbstwertgefühl enorm", berichtet Inga Lund, Mitautorin der Studie, im pressetext-Interview. Ähnliches zeigte sich auch bei den Hausmännern, die in der Untersuchung befragt wurden.

Familien werden immer kleiner, doch der Stress nimmt zu. Schuld daran ist nicht zuletzt die Erwartungshaltung im Kopf der Eltern. "Während zu früheren Zeiten des Kinderreichtums oft großes Chaos herrschte, will man heute mit nur einem Kind alles perfekt machen. Das Kind soll gut in der Schule sein, Sport betreiben und Instrumente erlernen. Gingen Kinder früher zu Fuß zur Schule, werden sie nun in der Früh hingebracht und zu Mittag wieder abgeholt", so Lund. Der Vergleich zwischen den Fähigkeiten der Kinder - ein häufiges Gesprächsthema zwischen Müttern - nehme oft Ausmaße eines Wettstreits an und erhöhe den Druck noch zusätzlich, eine perfekte Mutter sein zu wollen.

Neben der Sorge um die Kindern schüren auch finanzielle Ängste den Stress. Vier von zehn im Haushalt Tätige quält die Sorge um den Lebensunterhalt, vor allem Hausmänner sind davon betroffen. Anlass zur Sorge gibt unter anderem die Altersvorsorge. "Sollte es mit der Beziehung nicht klappen, steht das daheimgebliebene Elternteil ohne Pension da. Das schafft Abhängigkeit vom Partner", so Lund. Dass viele Frauen neben der Kindererziehung einem Beruf nachgehen, ist in vielen Familien finanzielle Notwendigkeit. "Erwerbstätigkeit kann den Selbstwert heben. Die Doppelbelastung von Arbeit und Kind vereitelt jedoch Ruhepausen und führt in vielen Fällen zu Erschöpfung bis hin zu Burnout", so die Forscherin.

Seine Spuren hinterlässt der häusliche Stress nicht zuletzt in der körperlichen und seelischen Gesundheit der Betroffenen. Sieben von zehn Hausfrauen - deutlich mehr als der Bevölkerungsschnitt - klagen über Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, dahinter rangieren Erschöpfung und Burnout. Auch Ängste, Schlafstörungen oder Depressionen sind in dieser Gruppe weit häufiger anzutreffen als anderswo. Frauen verzichten häufiger auf eigene Interessen zugunsten des Partners oder der Familie, jede zweite kämpft damit, dass sie es immer allen recht machen will. Wer sich darüber hinaus um kranke oder ältere Angehörige kümmert, bezeichnet diese zusätzliche Tätigkeit in vielen Fällen als Hauptbelastung.

Nur jede zwanzigste Hausfrau gab an, nie unter Zeitdruck zu stehen, was sogar dreimal seltener ist als der Bevölkerungsschnitt. Was machen diese Frauen richtig? "Wichtig ist es, auf der Sachebene zu bleiben und nicht automatisch bei einer schlechten Schulnote des Kindes in Selbstzweifel zu verfallen", empfiehlt Lund. Konstruktive Lösungen seien besonders im Zeitmanagement gefragt, denn Frauen in der Hausarbeit müssten mehr als jeder andere um eigene Freizeiten ringen. "Es gilt zu sehen, in welchen Bereichen des Tages- oder Wochenablaufs Zeit zur eigenen Gestaltung gewidmet werden kann. Dabei helfen fixe Verabredungen mit Freundinnen, etwa an einem bestimmten Wochentag einen Kurs zu besuchen oder Sport zu betreiben." Die Aktivität solle jedoch Entspannung statt zusätzlichem Druck bringen, bemerkt die Hamburger Forscherin.

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