pte20090711007 Kultur/Lifestyle, Forschung/Entwicklung

Rettung bedrohter Sprachen der Welt

VolkswagenStiftung unterstützt 14 Projekte mit 1,64 Mio. Euro


Die kunstvollen Sandzeichnungen der Einwohner von Ambrym gelten als einzigartig
Die kunstvollen Sandzeichnungen der Einwohner von Ambrym gelten als einzigartig

Bonn (pte007/11.07.2009/13:45) Weltweit sind von den insgesamt rund 6.500 Sprachen fast zwei Drittel vom Aussterben bedroht. Die VolkswagenStiftung http://www.volkswagenstiftung.de fördert sei zehn Jahren Projekte, die dieses Verschwinden von Sprachen ankämpfen. Für neue und fortzusetzende Vorhaben hat die Stiftung jetzt weitere 1,64 Mio. Euro an Fördermitteln bewilligt. Damit sollen zumindest einige der Sprachen vor dem endgültigen Verschwinden gerettet werden. "Mit jedem Verschwinden einer Sprache geht ein Stück des kulturellen Gedächtnisses der Menschheit verloren", so Vera Szöllösi-Brenig, Programmreferentin der Förderinitiative Dokumentation bedrohter Sprachen, gegenüber pressetext.

"Mit einer Sprache sind nicht nur Weltsicht, Konzept und Orientierung der Welt verknüpft, sondern auch die Abbildung von Mythen und Geschichten", erklärt Szöllösi-Brenig. Ein Hauptgrund für das Verschwinden ist die zunehmende Vernetzung der Welt. "Weiße Flecken und unberührte Inseln verschwinden zunehmend. Menschen tauschen sich untereinander aus", erklärt die Expertin. Politische Gründe, Sprachen einfach zu verbieten, gebe es heute eher selten, im Gegensatz zu häufiger Praxis im 19. Jahrhundert in Russland und Nordamerika. Der aufkeimende Nationalismus habe vielfach dazu geführt, in jedem Land nur eine einzelne Sprache zu erlauben. "Daher sind auch die europäischen Zwergsprachen wie Bretonisch, Baskisch und Sprachinseln in den italienischen Alpen sehr stark bedroht." Viele der Sprachen sind zudem auch sehr schlecht dokumentiert. Das gelte vor allem für Sprachen der indigenen Bevölkerung in Asien, Südamerika oder auf Inseln im Südpazifik.

Rund 340.000 Euro Förderung gab es für das Vorhaben "Languages of Southwest Ambrym" von Manfred Krifka vom Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft, Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. Die nur 680 Quadratkilometer große Insel, die zu Vanuatu gehört, ist ein Beispiel für große Sprachenvielfalt. Nach ersten Untersuchungen geht Krifka davon aus, dass die 8.000 Einwohner mindestens fünf voneinander unabhängige Sprachen sprechen. 270.000 Euro Förderung hat das Projekt "The Kurumba Languages of the Nilgiris in South India" von Christiane Pilot-Raichoor, Centre National de la Recherche Scientifique, Paris, sowie Frank Heidemann von der Universität München erhalten. Nur noch 3.900 Menschen in drei indischen Bundesstaaten sprechen diese Sprache. Mit 166.000 Euro wurde die "Documentation of Bakola of Cameroon" von Maarten Mous von der Leiden University sowie Raimund Kastenholz von der Universität Mainz unterstützt. Bakola ist eine Sprache der "Pygmäen" und wird von etwa 5.000 Menschen gesprochen.

"Es ist sehr wichtig, Bewusstsein für die linguistische Vielfalt zu schaffen", meint Szöllösi-Brenig. Einige der angeblich primitiven Sprachen erweisen sich in Studien als äußerst komplex und vielfältig. "Die einziehende Moderne mit TV und Technologie drängt die archaischen Sprachen zurück. Umgekehrt bieten die neuen Technologien aber auch Möglichkeiten, die Sprachen zu dokumentieren." Ein typischer Vorgang beim Aussterben einer Sprache sei etwa die Tatsache, dass nur noch die ältere Generation diese Sprache spricht und versteht, die Jüngeren vielleicht noch verstehen, aber nicht mehr in der Lage sind, selbst zu sprechen. Eine Generation später sei das Wissen dann schließlich verloren. "Ein weiteres tragisches Detail ist die Tatsache, dass mit dem Verlust vieler Sprachen auch Informationen über die mündlich überlieferte Geschichte verloren gehen. Das sei ein weiterer Grund die Sprachen vor dem endgültigen Verschwinden zu bewahren.

Sprachen der Welt und ihre Bedrohung: http://www.mpi.nl/DOBES

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