pte20090806025 Medien/Kommunikation, Medizin/Wellness

Bing ist von windigen Apotheken-Anzeigen übersät

Experte: Nachfrage für Medikamentenversand steigt rasant


Der Versandhandel mit Medikamenten treibt illegale Blüten (Foto: aboutpixel.de, Arnim Schindler)
Der Versandhandel mit Medikamenten treibt illegale Blüten (Foto: aboutpixel.de, Arnim Schindler)

Arlington, Virginia/Berlin (pte025/06.08.2009/13:50) Die Microsoft-Suchmaschine Bing http://www.bing.com ist mit Inseraten von illegal arbeitenden Apotheken übersät. Dies geht aus einem Report von KnujOn http://www.knujon.com , einer Spam-Monitoring-Firma, und Legitscript http://www.legitscript.com , einem Verifizierungsunternehmen für Online-Apotheken, hervor. In der Studie wurden insgesamt 69 Inserentenfirmen auf Bing untersucht, nur sieben davon schienen saubere Geschäftspraktiken anzuwenden. Die restlichen 62 Apotheken wurden als unseriös eingestuft, da sie häufig damit warben, verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept und von außerhalb der USA zuzustellen. Die entsprechenden US-Gesetze verbieten diese Vorgangsweise ausdrücklich.

"Es war uns möglich, verschreibungspflichtige Medikamente ohne Verschreibung zu bekommen, einige davon waren sogar gefälscht", berichtet John Horton, Gründer von LegitScript, auf Technology Review. Sein Kollege Garth Bruen, Präsident von KnujOn, führt weiter aus: "Fast 90 Prozent der Pharmazie-Anzeigen, die wir auf Bing.com untersucht haben, waren gefälscht. Diese Anzeigen kommen nicht von echten Apotheken. Sie sind normalerweise das Produkt organisierten Verbrechens und weitläufigen illegalen Medikamentennetzwerken, häufig aus Russland und Osteuropa." Mehr als 40.000 Online-Apotheken dürften den Qualitätsstandards der National Association of Boards of Pharmacy (NABP) nicht entsprechen, schätzt LegitScript. Zum Erreichen dieser Standards müssen solche Firmen etwa eine gültige Apothekenlizenz sowie eine Geschäftsadresse in den USA vorweisen und dürfen bestimmte Medikamente nur gegen Vorlage eines entsprechenden Rezepts verschicken. Die Gefahren, die für Konsumenten bei Geschäften mit halbseidenen Online-Apotheken bestehen, sind vor allem, dass man gefälschte, abgelaufene oder gar gesundheitsschädliche Arzneien zugesandt bekommt.

Auch im deutschen Arzneimittelgesetz wird der Bezug von Arzneimitteln aus dem Ausland streng geregelt. Der Medikamentenversandhandel nach Deutschland ist demnach nur Anbietern aus Großbritannien, den Niederlanden, Tschechien und Island gestattet, jedoch mit einigen Ausnahmen. Niederländische Versandapotheken beispielsweise dürfen Arzneien nur nach Deutschland versenden, wenn sie gleichzeitig eine Präsenzapotheke betreiben. Thomas Bellartz, Pressesprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) http://www.abda.de , sieht die steigende Nachfrage nach online vertriebenen Medikamenten im Gespräch mit pressetext als katastrophalen Zustand. "Der Konsument wird bei Online-Apotheken eigentlich doppelt betrogen. Einerseits ist nicht gewährleistet, dass er ein Originalprodukt erhält, andererseits verliert er das Geld, das er dafür bezahlt." Besonders mit Angeboten zum Grippe-Impfstoff Tamiflu werde momentan einiges Schindluder getrieben, berichtet Bellartz.

Seriös arbeitende Online-Apotheken sind in Deutschland jedenfalls rar gesät. Am deutschen Markt seien etwa nur ein Dutzend rechtschaffener Anbieter vertreten, erläutert der Pressesprecher: "Diese Shops lohnen sich allerdings meistens nicht, da sie sehr margenintensiv sind." Die rasant wachsende Nachfrage nach rezeptpflichtigen und -freien Medikamenten im Internet bereitet dem ABDA-Sprecher einige Sorgen. "Die Leute kaufen online meist unbedacht und grundsätzlich mehr ein - einfach, weil es billiger ist. Werden sie nachher durch übermäßigen, nicht von einem Arzt überwachten Medikamentenkonsum wieder krank, muss die Allgemeinheit wiederum für die Behandlungskosten dieser Menschen aufkommen."

Auch bei anderen Suchmaschinendiensten wie etwa Google erscheinen neben den Suchergebnissen zum Begriff "Online Apotheke" mehrere etwas unseriös wirkende Arzneimittelanbieter. Angeboten werden hier vor allem potenzsteigernde Produkte wie Viagra oder Cialis. Der Geschäftssitz dieser Unternehmen ist zu einem großen Teil nicht nachvollziehbar. "Oft werden die Adressen auch gefälscht, um seriöser zu wirken", so Bellartz, der Konsumenten im Allgemeinen davon abrät, sich Medikamente im Internet zu bestellen.

Report von KnujOn und Legitscript: http://www.legitscript.com/BingRxReport.pdf

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Aussender: pressetext.austria
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