pte20091112032 Medien/Kommunikation, Technologie/Digitalisierung

US-Universitäten boykottieren E-Reader

Lesegeräte für sehbehinderte Studenten nicht geeignet


US-Universitäten fordern von Amazon Nachbesserungen beim Kindle (Foto: amazon.com)
US-Universitäten fordern von Amazon Nachbesserungen beim Kindle (Foto: amazon.com)

San Francisco (pte032/12.11.2009/13:55) Elektronische Lesegeräte, sogenannte "E-Reader", gewinnen für den Bildungsbereich zunehmend an Bedeutung. Während Produkte wie der Kindle von Amazon Schülern und Studenten vor allem ein interessanteres interaktives Lernen ermöglichen und die zu tragende Bücherlast verringern sollen, fehlt für einen breiteren Bildungseinsatz der modernen Technologie aber noch der letzte Feinschliff. Diese Tatsache verdeutlicht nichtzuletzt ein aktuelles Beispiel aus den USA, wo sich einige Universitäten schon nach ersten Praxistests gegen eine Anschaffung des Kindle entschieden haben, weil dieser für sehbehinderte Studenten nicht geeignet sein soll.

"Diese Universitäten sind der Auffassung, dass es gegen die eigenen Grundsätze verstoßen würde, wenn man sich für die Annahme einer Technologie entscheidet, die blinde und sehbehinderte Studenten diskriminiert", erklärt Chris Danielsen, Sprecher der National Federation of the Blind (NFB) http://www.nfb.org , die aktuelle Aufregung an mehreren US-Universitäten. Diese würden erst dann wieder einen Ankauf von Amazon-Lesegeräten in Betracht ziehen, wenn der Hersteller die offensichtlichen Mängel an seinem Produkt ausbessere.

Generell mangelhafte Usability

"E-Reader haben noch generell mit dem Problem zu kämpfen, dass sie nur eine mangelhafte Usability aufweisen", stellt Rudolf Groner, Chef des Usability Labors des Instituts für Fernstudien- und eLearningforschung (IFeL) http://www.ifel.ch, im Gespräch mit pressetext fest. Ein Test, den das IFeL im September durchgeführt hat (pressetext berichtete: http://www.pte.com/news/090915037/), habe eindeutig gezeigt, dass die derzeit im Handel erhältliche Angebotspalette an E-Readern insgesamt noch zu wenig auf die eigentlichen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt sei.

Die Bedenken der US-Universitäten kann der IFeL-Experte deshalb sehr gut nachvollziehen. "Die Universitäten tragen die Verantwortung für die kostenintensive Anschaffung derartiger Lesegeräte. Für bestimmte Personengruppen wie etwa Menschen mit Sehbehinderungen sind sie aber nicht geeignet. Ich erachte es aber als äußerst wichtiges Anliegen, dass auch die speziellen Bedürfnisse solche Problemgruppen von den Herstellern bereits bei der Entwicklung ihrer Produkte miteinbezogen werden", betont Groner.

1,3 Mio. Blinde in den USA

Dass die schlechte Nutzbarkeit von E-Readern für sehbehinderte Schüler und Studenten in den USA kein vernachlässigbares Problem darstellt, zeigen aktuelle NFB-Zahlen. Demnach gibt es gegenwärtig insgesamt 1,3 Mio. blinde Menschen im Land. Hinzu kommt aber noch die weitaus größer einzuschätzende Zahl derjenigen, die an verschiedenen Behinderungen wie etwa Legasthenie leiden.

(Ende)
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