pte20091203003 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Gerät ermöglicht "Hören" über die Haut

Wandlung in niederfrequente Schwingungen macht Klänge fühlbar


Ranjbar mit ihrem vibrationsbasierte
Ranjbar mit ihrem vibrationsbasierte "Hör"-Gerät (Foto: oru.se)

Örebro (pte003/03.12.2009/06:10) Die Elektrotechnikerin Parivash Ranjbar an der schwedischen Universität Örebro http://www.oru.se/English hat ein Hilfsmittel entwickelt, das schwer hörgeschädigte und sogar taubblinde Menschen "hören" lässt. Möglich wird das, indem das tragbare Gerät "Monitor" Schallwellen derart umwandelt, dass sie über die Haut als Schwingungen wahrgenommen werden können.

Mit diesem Hilfsmittel wird es Ranjbar zufolge den Betroffenen nicht nur möglich, Geräusche wie Telefonklingeln, Vogelzwitschern und Autos zu unterscheiden. "Mit etwas Übung konnte eine meiner Testpersonen sogar verstehen, was in einem Gespräch gesagt wurde", sagt die Forscherin mit Pflegeerfahrung.

Wandlung macht Klänge fühlbar

Das von Ranjbar entwickelte Gerät nimmt Schallwellen mit einem Mikrofon auf und wandelt sie elektronisch in niederfrequentere Signale um. Das ist nötig, da das menschliche Gehör Frequenzen von bis zu etwa 20.000 Hertz (Hz) wahrnehmen kann, die Haut aber nur Schwingungen bis maximal 800 Hz registriert. Charakteristische Eigenschaften einzelner Klänge gehen bei der Wandlung laut Ranjbar nicht verloren. Ein Vibrationselement gibt die niederfrequenten Signale wieder. Dieses könne laut Forscherin beispielsweise auch in Schnuller verbaut werden, um selbst Säuglinge Klänge mit den Lippen spüren zu lassen.

Vibrationsempfindliche Nutzer

Taubblinde sind Ranjbar zufolge gut dazu in der Lage, aus Schwingungen Information zu erahnen. "Sie können beispielsweise die Schritte verschiedener Personen an den Vibrationen im Boden erkennen oder fühlen, wenn das Wasser in einem Kessel zu kochen beginnt", so die Forscherin. Monitor eröffne ihnen nun neue Möglichkeiten, die Umgebung wahrzunehmen.

Eine Gruppe taubblinder Testpersonen hat Ranjbar zufolge sowohl im Heim als auch im Freien eine Reihe von Geräuschen erkennen können. "Der Umgang mit dem Gerät war für die Probanden leicht zu erlernen - selbst für jene, die gehörlos geboren wurden", sagt die Elektrotechnikerin.

Beachtenswerte Forschung

"Das ist eine interessante Forschungsarbeit, die man beobachten sollte", meint Wolfgang Angermann, Geschäftsführer des Deutschen Taubblindenwerks http://www.taubblindenwerk.de , auf Nachfrage von pressetext. Grundsätzlich sei durchaus vorstellbar, dass der Ansatz zur differenzierten taktilen Wahrnehmung von Geräuschen funktioniere. "Man kann auch Musik mittels aufblasbarer Luftballons für Taubblinde fühlbar machen", meint er.

Es bliebe freilich abzuwarten, in welchem Ausmaß die Entwicklung wirklich auch gesprochene Worte begreifbar machen kann, so Angermann. Dazu seien wohl noch umfassendere Testreihen erforderlich. Auch stelle sich die Frage, ob die niederfrequenten Schwingungen bei längerem Gebrauch auch für den Nutzer erträglich bleiben. Das sei aber vermutlich nur eine Frage des korrekten Handlings.

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