pte20100714016 Handel/Dienstleistungen, Unternehmen/Wirtschaft

Kinderarbeit bei Philip-Morris-Lieferanten

Human Rights Watch: Sogar Zehnjährige schufteten auf Plantagen


Zigaretten-Herstellung: Menschenrechtler greifen Philip Morris an. (Foto: pmi.com)
Zigaretten-Herstellung: Menschenrechtler greifen Philip Morris an. (Foto: pmi.com)

Almaty/New York (pte016/14.07.2010/12:40) Zulieferer des Tabakgiganten Philip Morris sollen Kinder auf kasachischen Plantagen ausgebeutet haben - ebenso wie zahlreiche Wanderarbeiter. Selbst Zehnjährige sind laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch http://hrw.org unter den Opfern.

Den Menschenrechtlern zufolge bezieht der Konzern Rohtabak von kasachischen Farmbesitzern. Diese beschäftigen Saisonarbeitskräfte und versorgen das Tochterunternehmen Philip Morris International http://pmi.com (PMI), eine der größten Tabakfirmen, mit dem Rohstoff für Zigaretten.

Pässe konfisziert und Löhne einbehalten

"PMI ist absolut gegen Kinderarbeit und alle anderen Formen von Arbeitsmissbrauch", sagt Peter Nixon, Vice President Communications & Contributions bei PMI, gegenüber pressetext. "Wir arbeiten mit Lieferanten, der Regierung und Interessengruppen zusammen. Kinderarbeit in unserer Supply Chain wirken wir entgegen." Die vom Report aufgeworfenen Probleme sind laut PMI "ernst". Zudem ist man der Menschenrechtsorganisation für das Aufzeigen der Missstände "dankbar".

Der 115 Seiten starke Bericht "Hellish Work: Exploitation of Migrant Tobacco Workers in Kazakhstan" verdeutlicht eklatante Missstände bei den Tabaklieferanten. Einige Arbeitgeber sollen die Pässe der Wanderarbeiter konfisziert und schriftliche Arbeitsverträge vorenthalten haben. Betroffenen zufolge wurden Löhne nicht oder nur unregelmäßig ausbezahlt. Außerdem waren Arbeitszeiten unverhältnismäßig lang.

Human Rights Watch findet für die Zustände deutliche Worte. "Viele dieser Wanderarbeiter kamen nach Kasachstan und wurden zu Leibeigenen gemacht, Kinder wie Erwachsene", sagt Jane Buchanan, Researcherin in der Europa- Zentralasienabteilung von Human Rights Watch. Aber nicht nur Philip Morris und seinen Handelspartnern werden Versäumnisse vorgeworfen. Auch richtet sich die Kritik an die kasachische Regierung. Kontrollen in den Firmen wurden verabsäumt, arbeitsrechtliche Verstöße nicht zeitnah ermittelt und strafrechtlich geahndet.

Philip Morris will mit Behörden zusammenarbeiten

"Wir haben die vertraglichen Verpflichtungen für Farmer verstärkt. Außerdem implementiert PMI ein System, das Monitoring ermöglicht und die Einhaltung von Standards sicherstellt", so Nixon auf pressetext-Nachfrage. Zuzüglich will PMI lokale Behörden einbeziehen und den Schul- und Bildungszugang von Kindern verbessern. "Niemand soll unter ungesetzlichen und unsicheren Bedingungen arbeiten", beteuert das Unternehmen.

Der eindringliche Appell an Philip Morris International, unverzüglich eine Verbesserung bei sämtlichen Tochterfirmen und Zulieferern sicherzustellen, kommt nicht von ungefähr: Insider gehen davon aus, dass jährlich zwischen 300.000 und einer Mio. Wanderarbeiter vornehmlich aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion ohne Visum nach Kasachstan illegal einreisen. Die Zahlen sprechen für sich: 2009 dokumentierte die NGO 72 Fälle von Kinderarbeit auf den Tabakplantagen, die im Umgang mit Rohtabak und Pestiziden hohen Risiken ausgesetzt sind.

Philip Morris International will vertraglich gebundene Arbeitgeber zukünftig dazu auffordern, schriftliche Arbeitsverträge auszuhändigen, Löhne regelmäßig zu bezahlen und Pässe nicht zu konfiszieren. Zudem hat das Management zugesichert, Schulungen für Mitarbeiter von Philip Morris Kasachstan in puncto Kinderarbeit, Zwangsarbeit und arbeitsrechtlichen Verstößen zu forcieren. Hinzu kommt die verstärkte Zusammenarbeit mit der kasachischen Regierung. Auf diesem Weg sollen Kindern in den Sommermonaten Bildungsprogramme zugute kommen.

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