pte20100805025 Technologie/Digitalisierung, Medien/Kommunikation

Google killt Wave: Medienhype wird Megaflop

Innovative Technologien des Dienstes werden wiederverwertet


Google Wave: Kommunikationsdienst kam bei Usern nicht an (Foto: Google)
Google Wave: Kommunikationsdienst kam bei Usern nicht an (Foto: Google)

Mountain View/Offenbach (pte025/05.08.2010/13:30) Google hat seinen Echtzeit-Kommunikationsdienst Google Wave http://wave.google.com für tot erklärt - und das kaum mehr als zwei Monate nach dem allgemeinen Start. "Wave hat nicht die Userakzeptanz erreicht, die wir uns vorgestellt haben", schreibt Urs Hölzle, Senior VP of Operations bei Google, im offiziellen Google-Blog. Der Kollaborationsdienst wird daher nicht weiterentwickelt, wenngleich die Webseite zumindest bis Jahresende online bleibt.

"Die Integration von Kommunikations- und Kollaborationstools in eine Plattform war ein super Konzept. Das war eine unglaubliche Zukunftsvision und damit seiner Zeit voraus", meint der Medienexperte Ossi Urchs http://www.urchs.de im Gespräch mit pressetext. Für Durchschnittsuser war Wave aber wohl etwas zu komplex. Die zugrunde liegenden Technologien wird Google jedenfalls nicht zu Grabe tragen. Sie sollen in zukünftige Projekte einfließen.

Starkes Tool - kein Hype

"Das Ende von Wave kommt etwas überraschend", sagt IDC-Analyst Rüdiger Spies gegenüber pressetext. Trotz frühem Medienhype (pressetext berichtete: http://www.pressetext.com/news/091006002/) wurde Wave letztendlich nicht zum Massenhype. "Das 'Grassroots-Marketing' hat hier nicht funktioniert. Ich sehe das als Zeichen dafür, dass es extrem schwer ist, eine wirkliche Alternative zu E-Mail und Chat zu etablieren", so der Analyst.

Dabei hat das Kommunikations- und Zusammenarbeitstool von Experten viel Zuspruch erhalten. Beispielsweise hat SAP bereits im Herbst 2009 mit "Gravity" ein Projekt auf Wave-Basis vorgestellt, mit dem sich Business-Prozesse modellieren lassen. Eine große Stärke von Wave lag nach Einschätzung von Urchs in der Integration diverser Formate und Protokolle. "Da gibt es bestimmt haufenweise Code, den man sehr vielseitig nutzen kann", meint er. Denkbar wäre beispielsweise der Einsatz in modernen, integrierten Conferencing-Lösungen.

Keine Tragik

Ein Wiederverwerten von Code und Technologien ist auch Googles erklärter Plan, weshalb man das Scheitern von Wave nicht weiter tragisch nimmt. "Für uns ist es voll okay, etwas sehr Schwieriges auszuprobieren, damit keinen Erfolg zu haben, aber das Gelernte auf neue Art anzuwenden", so Unternehmenschef Eric Schmidt gegenüber Cnet. Allerdings macht Google noch keine konkreten Angaben dazu, in welcher Form oder welchen Produkten Wave-Technologien in Zukunft wieder auftauchen werden.

" Google hat immer wieder Projekte sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden lassen, die nicht hielten, was sie anfangs versprachen", meint auch Urchs. Dass nach dem schwachen Start von Buzz http://www.google.com/buzz dieses Jahr bereits ein zweiter neuer Google-Dienst bei Usern nicht ankommt, spielt für das Unternehmen wohl keine Rolle. "Genau das ist die Google Strategie beim Markteintritt: Mit einer Beta-Version testen, was ankommt, und das, was nicht ankommt, gleich wieder einkassieren", so der Medienexperte.

(Ende)
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