pte20100928002 Kultur/Lifestyle, Unternehmen/Wirtschaft

Musikdownloads: User haben schon alles

Experte: "Musikmarkt braucht dringend neue Vertriebsmodelle"


Digitale Musik: Downloads sind nicht das Vertriebsmodell der Zukunft (Foto: aboutpixel.de/Martina)
Digitale Musik: Downloads sind nicht das Vertriebsmodell der Zukunft (Foto: aboutpixel.de/Martina)

Zürich (pte002/28.09.2010/06:10) Die Zahl der legalen Musikdownloads stagniert in den USA erstmals. Laut einer Erhebung des Marktforschungsinstitutes Nielsen http://www.nielsen.com wurden 630 Mio. Lieder vom Internet im ersten Halbjahr 2010 heruntergeladen, was gleich viel ist wie im Vergleichszeitraum 2009. Im Vorjahr hatte das Wachstum noch 13 Prozent betragen, 2008 sogar 28 Prozent, berichtet die "Financial Times". In Europa, wo der Trend weiter positiv ist, erwarten Experten eine zeitverzögerte ähnliche Entwicklung.

iPods sind bespielt

"Die iPods sind ausreichend mit Musik bespielt. Unmengen weiterer Lieder werden nun nicht mehr gekauft", berichtet Jean Littolff, Direktor von Nielsen Music. In Zeiten wirtschaftlichen Drucks sei Musik nurmehr "nice to have", aber nicht mehr notwendig. Die Umsätze dürften dennoch gestiegen sein, da der iTunes-Store den Anbietern das Anheben der Preise erlaubt.

In Europa ist eine derartige Stagnierung noch nicht in Sicht. In Deutschland stiegen die Umsätze im digitalen Musikverkauf im ersten Halbjahr 2010 noch um 19 Prozent, in der Schweiz um 17 Prozent. In Frankreich und Großbritannien betrug das Plus laut der "Financial Times" 13 bzw. sieben Prozent. In Spanien sanken die Umsätze um fünf Prozent, was dort allerdings in erster Linie auf die höhere Verbreitung von Musikpiraterie zurückgehe.

Suche nach neuen Vertriebsmodellen

Jedoch auch in Europas Musikindustrie laufen die Köpfe heiß, wie es in Zukunft weitergehen soll. "Der Download wird nie zum einzigen Vertriebsmodell werden", betont Bernd Högger, Sprecher des Verbands der Schweizer Musikwirtschaft IFPI http://www.ifpi.ch , gegenüber pressetext. Parallel dazu sei auch der Ausbau von Streaming-Bezahlmodellen zu erwarten, wie etwa Spotify in Schweden bisher vorzeige. "Ein einheitliches Modell wird sich aber nicht durchsetzen, da weiterhin manche alles selbst auf der Festplatte besitzen möchten, andere die herkömmlichen physische Datenträger verlangen und wieder andere jederzeit auf alles im Web zugreifen wollen", so der Experte.

Die stete Anpassung des Musikvertriebs hält Högger für wichtig. "Stagnierende oder sinkende Umsätze im Web wären sehr zum Leidwesen nicht nur der Musikindustrie, sondern auch des Konsumenten. Musik kann nie gratis sein, sondern muss sich finanzieren lassen, weshalb das Ende der Finanzierbarkeit eine kulturelle Verarmung mit sich bringen würde."

(Ende)
Aussender: pressetext.schweiz
Ansprechpartner: Johannes Pernsteiner
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