pte20101111002 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Journalistenmorde: Druck auf Russland wächst

Weltzeitungsverband schickt Mahnbrief an Präsident Medwedew


Pressefreiheit in Russland: Journalisten fürchten um ihr Leben (Foto: pixelio.de/Cornerstone)
Pressefreiheit in Russland: Journalisten fürchten um ihr Leben (Foto: pixelio.de/Cornerstone)

Darmstadt/Moskau (pte002/11.11.2010/06:05) Kritische Journalisten müssen in Russland um ihr Leben fürchten: Nach dem prominenten Fall der ermordeten Kreml-Gegnerin Anna Politkowskaja 2006 sorgt nun ein Mordanschlag auf einen Mitarbeiter einer liberalen Tageszeitung für internationale Aufregung. Oleg Kashin, so der Name des russischen Zeitungsreporters, wurde vor seiner Wohnung in Moskau brutal zusammengeschlagen und liegt nach erfolgter Notoperation in Koma. Der Vorfall hat den Weltzeitungsverband World Association of Newspapers and News Publishers (WAN-IFRA) http://www.wan-ifra.org sogar dazu veranlasst, einen Brief an Russlands Präsidenten Dmitry Medwedew zu verfassen, in dem dieser dazu aufgefordert wird, für mehr Sicherheit im Land zu sorgen.

"Wir sind alarmiert von der Kultur der Straflosigkeit, die derartige Attacken gegen Journalisten umgibt", heißt es in dem gemeinsam mit dem World Editors Forum formulierten Schreiben. Die derzeitige Situation in Russland unterdrücke jegliche Form von Kritik und führe zu einer Art Selbstzensur der Medien. "Wir möchten Sie respektvoll daran erinnern, dass es die Pflicht des Staates ist, für ein Umfeld zu sorgen, in dem Journalisten ihren professionellen Aufgaben ohne Furcht vor gewalttätigen Übergriffen nachgehen können", betonen die Branchenvertreter.

ROG fordert unabhängige Untersuchung

"Wir erklären uns solidarisch mit den russischen Journalisten und unterstützen die genannten Forderungen", stellt Anja Viohl, Pressereferentin von Reporter ohne Grenzen Deutschland (ROG) http://www.reporter-ohne-grenzen.de , auf Anfrage von pressetext klar. Die Organisation sei bestürzt über den brutalen Angriff auf den russischen Zeitungsjournalisten, der mit gebrochenen Beinen, Fingern und einem gebrochenen Kiefer sowie einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. "Wir fordern eine unabhängige Untersuchung des Verbrechens", so Viohl.

Wie ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard betont, gehört Kaschin zu den "brillantesten und mutigsten Journalisten seiner Generation". Präsident Medwedew hat zwar von den Justizbehörden verlangt, die Täter zu finden und zu bestrafen. "Der Präsident muss dafür Sorge tragen, dass auf seine Forderung auch Handlungen folgen", meint Julliard.

Kein Einzelfall

Während der Fall Kashin dazu geführt hat, dass internationale Presse- und Zeitungsorganisationen ihren Druck auf die russische Regierung erhöhen, berichtet ROG bereits von weiteren Übergriffen auf Journalisten im Land. "Neben dem Überfall auf den Mitarbeiter der Tageszeitung Kommersant, Oleg Kaschin, attackierten Unbekannte in den vergangenen Tagen zwei weitere Medienmitarbeiter in Moskau sowie in der Stadt Saratow im Süden des Landes", heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

(Ende)
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