pte20101111032 Unternehmen/Wirtschaft, Medien/Kommunikation

dpa: Neben Chef auch Millionen-Etat vom Bund weg

Auswärtiges Amt: "Betrag für Leistungen viel zu hoch"


dpa-Chef Malte von Trotha verlässt Unternehmen in der Krise (Foto: obs/news aktuell)
dpa-Chef Malte von Trotha verlässt Unternehmen in der Krise (Foto: obs/news aktuell)

Berlin (pte032/11.11.2010/17:45) Die Probleme der Deutschen Presse-Agentur (dpa) nehmen kein Ende. So ist der Vertrag des Vorsitzenden der Geschäftsführung, Malte von Trotha, nicht der einzige, der nicht verlängert wird. Zu Jahresende fällt der angeschlagene Marktführer unter den deutschen Nachrichtenagenturen auch um einen Millionen-Etat des Bundes um. Das Auswärtige Amt http://www.auswaertiges-amt.de hat seinen Vertrag mit der dpa über 3,4 Mio. Euro gekündigt und lässt ihn mit 31. Dezember 2010 auslaufen. Das Vertragsende reißt ein weiteres Loch ins Budget der Agentur, die sich ohnehin in einer angespannten Finanzsituation befindet.

"Bedenken des Rechnungshofs"

"Wir haben den Vertrag mit der dpa aufgrund von Bedenken des Bundesrechnungshofs fristgerecht gekündigt, weil der Betrag für die Leistungen, die wir erhalten haben, viel zu hoch war", sagt Jutta Frasch, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, im Gespräch mit pressetext. Mit Beginn des kommenden Jahres werden die Informationsdienste an Auslandsvertretungen des Auswärtigen Amts gestoppt.

Darüber hinaus hat das Amt den Vertrag für Bildmaterial von der dpa storniert. Dieser läuft mit 31. Dezember 2011 aus. "Wir prüfen derzeit eine neue Ausschreibung für einen wesentlich geringeren Umfang an Leistungen", erklärt Frasch. Das dafür vorgesehene Budget steht jedoch noch nicht fest.

Teurer Umzug mit Folgen

Mit Auslaufen der Verträge finden die Turbulenzen der Deutschen Presse-Agentur ihre Fortsetzung. "Die Agentur befindet sich in grundsolider Verfassung", hatte dpa-Chef von Trotha die Ankündigung seines Ausscheidens vor wenigen Tagen kommentiert. Der Verlust von 3,8 Mio. Euro, den die Agentur im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete, spricht jedoch eine andere Sprache. Dazu hat mitunter die Abwanderung von Großkunden wie der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ-Gruppe) beigetragen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/090129034/).

Auch für den umstrittenen Umzug der dpa von Hamburg nach Berlin musste die Agentur tief in die Tasche greifen. Dafür werden in deutschen Medien Kosten in Höhe von 7,7 Mio. Euro kolportiert. Nach Ankündigung der Standortverlegung in die Hallen des Axel-Springer-Verlags hatte der Berliner Tagesspiegel bekannt gegeben, ebenfalls auf dpa-Inhalte verzichten zu wollen. Das Blatt sah die Unabhängigkeit der Agentur gefährdet und sprach ihr das Vertrauen ab.

(Ende)
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