pte20101201018 Medien/Kommunikation, Bildung/Karriere

Kinderfernsehen in der Qualitätskrise

Stefan Piëch: "Kanäle verkommen zum Plastikfiguren-Mechandising"


Your Family-CEO Piech: Auszeichnung für Qualität im Kinderfernsehen (Foto: YFE)
Your Family-CEO Piech: Auszeichnung für Qualität im Kinderfernsehen (Foto: YFE)

Wien (pte018/01.12.2010/13:55) "Qualität wird im Kinderfernsehen oft vernachlässigt." Zu diesem Schluss kommt Stefan Piëch, CEO und Intendant der yourfamily Entertainment AG http://www.yf-e.com . Das österreichisch-deutsche Unternehmen, das als Produzent und Vertreiber von Kinder- und Familiensendungen auftritt und auch einen eigenen Fernsehsender betreibt, wurde Mitte November mit dem Hot Bird TV Award 2010 http://www.hotbirdtvawards.com in der Kategorie "Kindersender" ausgezeichnet. Im pressetext-Interview analysiert der Experte, was falsch läuft und wie Qualität gelingt.

Merchandising statt Inhalte

Als "schwierigstes aller Genres" hat der TV-Fachjournalist Chris Forrester das Kinderfernsehen bei der Awardverleihung bezeichnet. Piëch stimmt zu - und begründet dies durch den hohen Druck großer Studios wie Warner und Disney in Form von Eigentumsrechten und Beteiligungen, jedoch auch durch die überbordende Produktwerbung. "Viele Kinderkanäle sind nur mehr Werbefernsehen für Plastikfiguren-Merchandising. Der pädagogische Wert oder der Sinn von Geschichten geht verloren." Auch in den Animationsstudios seien zunehmend Technik-affine Programmierer statt Künstler am Werk.

Rückkehr zum pädagogischen Wert

Piëch bezeichnet Qualität als wichtigste Gegenstrategie. "Damit einem die Eltern vertrauen, muss man Content liefern, der gewaltlos, originell und auch originär ist." Sein eigenes Programm ist laut dem yourfamily-CEO nicht nur weitgehend werbefrei, sondern auch ruhiger als das der Konkurrenz, was "weniger quirlige Kinder" hinterlasse. Weiters setzt Piëch auf Eigenproduktionen und regionale Serien wie etwa "Urmel aus dem Eis" und "Fix und Foxi". "Es ist wie beim Essen: Um authentisch zu kochen, braucht man lokale Zutaten der Saison."

Pädagogischen Wert liefern in den Augen Piëchs Protagonisten, die Kindern Rollenmodelle bieten und Identifikation erlauben. "Im Grundschulalter geht es um das Entdecken der Welt und um Dialoge, da gerade die Sprache viele Werte vermittelt. Bei Kindern über zehn steht das Zurechtkommen mit dem Größerwerden im Vordergrund, wobei Mädchen und Buben eigene Inhalte brauchen." Das Familienprogramm, das Your Family ab 18 Uhr sendet, ist stets generationsübergreifend. "Das sind den Eltern aus der eigenen Kindheit bekannte Inhalte oder solche, die verschiedene Ebenen für Erwachsene und Kinder bieten."

Unterhaltung muss unterhaltsam bleiben

Bei Ratschlägen an Eltern hält sich Piëch strikt an die Medienpädagogik. "Zuviel Fernsehen ist für Kinder ungesund. Kleine Kinder sollten nur eine halbe Stunde, sechs- bis zehnjährige höchstens eine Stunde und ältere nur eineinhalb Stunden pro Tag vor dem Bildschirm sitzen." Ganztags zu Schauen sei weder gesund noch die Zukunft des Fernsehens. "Die Regel lautet: 'keep entertainment entertaining', deshalb ist weniger oft besser und erzieht Kinder zum auswählen. Gibt es hingegen Fernsehen im Kinderzimmer, verkommt es schnell zum Sekundärmedium. Ideal wäre, wenn sich Eltern mit den Kindern über die Inhalte unterhalten, damit Eindrücke verarbeitet werden."

Die Strategie scheint aufzugehen. yourfamily, der als PayTV in deutschen Kabelnetzen zu sehen ist, ist derzeit der am schnellsten wachsende Kinder- und Familiensender im deutschsprachigen Raum mit rund 500.000 Abonnenten. Für die Zukunft kündigt Piëch vermehrte HD-Produktionen und die stärkere Verbindung mit dem Internet an. "Kinder verstehen zurecht nicht, warum Fernsehen linear und zeitversetzt sein muss. Zudem wird es auch mehr Ein-Themen-Kanäle geben. Diese laufen schon bisher gut und erreichen teilweise höhere Einschaltquoten als öffentlich-rechtliche Sendungen."

(Ende)
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