pts20091103007 Bildung/Karriere, Unternehmen/Wirtschaft

Von den Hürden im transatlantischen Business

Buch "Verstehen sich Deutsche und Amerikaner?" von John Otto Magee


Berlin (pts007/03.11.2009/08:45) Seit der Wiedervereinigung sind die US-Investitionen in Deutschland um das Vierfache gestiegen, deutsche Unternehmen investieren das Siebenfache in den USA. Und dennoch: Warum scheitern so viele transatlantische Unternehmenszusammenschlüsse? Das Buch "Verstehen sich Deutsche und Amerikaner?" (Cornelsen Verlag Scriptor, 14,95 Euro) von John Otto Magee handelt von den kommunikativen Hürden im transatlantischen Business. In Form einer szenischen Kontrastierung von deutschem und amerikanischem Wirtschaftsgeist, deutscher und amerikanischer Handlungslogik, vermittelt sein Band auf 180 Seiten grundlegende Einsichten in die Ursachen und Dynamiken kultureller Unterschiede und sensibilisiert so für Lösungsansätze. "Zwischen Deutschen und Amerikanern gibt es mehr kulturelle Divergenzen als man gemeinhin glauben mag. Das sollte man sich bei der Zusammenarbeit von vornherein bewusst machen und lernen, konstruktiv damit umzugehen", ist Magee überzeugt.

Wie soll man die Komplexität dieser Unterschiede vermitteln? Ein Sachbuch wäre zu trocken, eine Autobiographie zu pathetisch. Mit "Verstehen sich Deutsche und Amerikaner?" versucht Magee die Kombination aus beidem: kurz, anschaulich, erzählerisch. Eine Sparte innerhalb eines deutschen Großkonzerns übernimmt ein amerikanisches Unternehmen. In New York, Philadelphia und Washington ringen die deutsche und die amerikanische Führungsriege des transatlantischen Unternehmens um einen Integrationsfahrplan. Der Blick hinter die Kulissen und auf die Flipcharts des Strategieworkshops macht die Schlüsselprobleme deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit erlebbar. Es wird offensichtlich, warum diese so selten erkannt werden und die meisten Cross-Border-Merger zum Scheitern verurteilt sind, wenn ihnen nicht frühzeitig Rechnung getragen wird. John Otto Magee, Jahrgang 1959, ist Absolvent der Georgetown University und der Freien Universität Berlin. Der US-Amerikaner lebt und arbeitet seit über zwanzig Jahren in Deutschland. Von 1995 bis 1999 beriet er als Mitarbeiter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Vorstand zum Thema transatlantische Beziehungen. 1999 wandte er sich der freien Wirtschaft zu, und wirkte bei der Siemens AG, München, als Berater für Fragen der transatlantischen Integration mit. Seit 2002 ist er selbstständiger Berater.

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John Otto Magee
Verstehen sich Deutsche und Amerikaner?
ISBN 978-3-589-23714-2
Eur (D) 14,95/ Eur (A) 15,40/ sFr 27,70*
Cornelsen Verlag Scriptor 2009
* unverbindliche Preisempfehlung

Warum scheitern so viele transatlantische Unternehmenszusammenschlüsse? Der Buchautor John Otto Magee im Interview:

Träumen Sie eher auf Deutsch oder Englisch?
Magee: Ich lebe und arbeite in Deutschland seit dem Herbst 1988. Das Träumen auf Deutsch fing in den allerersten Monaten an, als ich damals in Berlin West voll und ganz in den deutschen Alltag eintauchte und ganz bewusst jede Art von Kontakt zu US-Amerikanern mied. Die Sprache ist der Schlüssel dazu, eine andere Kultur zu verstehen. Will man als Amerikaner die Deutschen verstehen, muss man versuchen, die Deutschen in ihrer Wortwelt zu verstehen. Die Sprache ist der Schlüssel, der die Tür aufmacht. Er ermöglicht den Zugang. Hineinzutreten, die eigene Heimat und Kultur zu verlassen, ist die große Kunst.

Was ist Ihre Grundempfehlung bei einem deutsch-amerikanischen Merger?
Magee: Vereinfacht gesagt: Es gibt Unterschiede im Denken und Handeln zwischen Deutschen und Amerikanern. Wenn man diese nicht erkennt und versteht, kann es in der Zusammenarbeit ernstzunehmende Probleme geben, die sich unmittelbar auf die Leistung, also auf die Geschäftsergebnisse, auswirken. Man kann nichts zusammenschließen oder fusionieren, was man nicht versteht. Die übliche Form der Merger-Integration greift aus zweierlei Hinsicht zu kurz: Erstens werden die nationalkulturellen Unterschiede nicht berücksichtigt. Zweitens wird der Begriff, ja das Ziel "Synergie" falsch verstanden. Es geht nicht um Kostensenkungen. Es geht um die Kombination der Stärken in beiden Unternehmen. Es klingt paradox. In den Unterschieden liegt das enorme Potenzial.

Worin liegen die Unterschiede bei Amerikanern und Deutschen?
Magee: Die Unterschiede liegen in den grundlegenden Themen jeder menschlichen Organisation: wie man kommuniziert, Abmachungen trifft und aufrecht erhält, wie man überzeugt, Entscheidungen vorbereitet und trifft, Menschen führt beziehungsweise geführt werden möchte, wie man Menschen motiviert, zu Höchstleistungen bringt oder aber komplexe Arbeitsprozesse gestaltet und optimiert, wie man sich ein gutes Produkt vorstellt und zu Kunden eine Beziehung aufbaut, pflegt, vertieft. Ein Unternehmenszusammenschluss ist wie eine Ehe oder Mannschaftssport: Harte Arbeit. Viel Zuhören. Selbstkritik. Geben und Nehmen. Verstehen, verstehen wollen und helfen zu verstehen. Ehe, Mannschaftssport - es gibt ein paar Bilder oder Situationen, die wir alle kennen. Die Dynamik ist immer die gleiche: Menschen kommen zusammen, wollen etwas auf die Beine stellen, aber haben unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie es funktionieren kann. Man versucht, miteinander klar zu kommen.

Was war Ihre persönlich größte Hürde im transatlantischen Business?
Magee: Die größte Hürde war, die Menschen zu der Erkenntnis zu bringen, dass die sogenannten weichen Faktoren der Wirtschaft, also die Dinge, die man nicht messen kann, die eigentlichen harten Faktoren sind. Nationalkulturelle Denk- und Handlungsweisen sind hart, im Sinne von tief verwurzelt, schwer zu modifizieren, vor allem aber hart im Sinne von komplex und schwierig zu verstehen. Wohingegen die so genannten messbaren, in Zahlen darstellbare Faktoren oft änder- und steuerbar sind.

Wie haben Sie diese Hürde gemeistert?
Magee: Manche Menschen verstehen, worum es geht. Viele aber nicht. Man kann nur mit Argumenten überzeugen oder aber auf die Erfahrungen der Menschen setzen. Letzteres gelingt am ehesten. Ich nehme die Hürde, wenn ich die Chance bekomme, mit den Menschen zu reden. Ich stelle viele Fragen, höre genau hin, schreibe akribisch Notizen auf und analysiere. Man redet, kombiniert, tauscht aus. Das ist der Prozess des Verstehens, der Verständigung.

Gibt es positive Beispiele für transatlantische Merger, die funktioniert haben?
Magee: Ja, beispielsweise im Kraftwerksbereich. 1998 kamen Siemens KWU und Westinghouse Power Corporation zusammen.

Gelten die Regeln im Wirtschaftsleben auch fürs Politische oder gar im Privatleben?
Magee: Ja, eindeutig. Wenn es um Denk- und Handlungsweisen bei grundlegenden Fragen geht, gelten die Unterschiede zwischen Deutschen und Amerikanern ebenso in der Politik wie in der Wirtschaft. Das habe ich hautnah in meiner Zeit als Referent bei der CDU/CSU-Bundestagsfraktion miterlebt.

Fühlen Sie sich als Berater eher als Deutscher oder Amerikaner?
Magee: Deutscher bin ich, was Denk- und Handlungsweisen anbetrifft, auch nach über 20 Jahren sicher nicht geworden. Ich hoffe allerdings, dass diejenigen Deutschen, die mit mir zu tun haben, sagen würden: "Er ist zwar Amerikaner, aber er will uns verstehen und setzt alles daran, uns zu verstehen. Wenn er etwas nicht versteht, erkennt er das sofort und scheut sich nicht, danach zu fragen." Ich bin Vermittler zwischen zwei führenden Kulturen der Welt. Mir ist bewusst, wie Amerikaner ticken und wo die Unterschiede zu den Deutschen liegen.

Mehr zu seinem Buch im Internet unter: http://www.berufskompetenz.de

John Otto Magee
Verstehen sich Deutsche und Amerikaner?
ISBN 978-3-589-23714-2
Eur (D) 14,95/ Eur (A) 15,40/ sFr 27,70*
Cornelsen Verlag Scriptor 2009
* unverbindliche Preisempfehlung

(Ende)
Aussender: Cornelsen Verlag GmbH
Ansprechpartner: Nico Enger
Tel.: 0049-30-897 85 591
E-Mail: nico.enger@cornelsen.de
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