pte20040227014 Umwelt/Energie, Politik/Recht

Ölpest am Strand besser zu bewältigen

Ökologe rät nach Katastrophe zu alternativer Handlungsweise


London (pte014/27.02.2004/12:04) Der holländische Meeresökologe Martin Schulton rät, nach Ölkatastrophen mit Tankern das ausgetretene Öl in Richtung Strand zu leiten. Der Vorschlag entspricht nicht den bisherigen Gewohnheiten, das Öl möglichst weit ins offene freie Meer zu leiten. Nach Angaben des Experten sind die Folgen einer Ölpest an einem Strand leichter zu beseitigen als auf hoher See, berichtet BBC-Online http://news.bbc.co.uk heute, Freitag.

Der Experte kritisiert auch die spanischen Behörden und deren Vorgangsweise beim Unglück des Tankers Prestige, der im November 2002 vor der galizischen Küste sank. Damals gelangten rund 50.000 Tonnen Öl ins Meer. Weitere 13.000 Tonnen befinden sich immer noch an Bord des gesunkenen Wracks. Schon im Vorjahr wurde das Vorgehen der spanischen Behörden in einem französischen Bericht kritisiert. "Die Spanier haben den Fall zu einer ökologischen Katastrophe gemacht", so der Vorwurf. Knapp nach der Havarie hätte der Tanker in den Hafen von La Coruna geschleppt werden sollen. Dann hätte eine große Katastrophe verhindert werden können. Die Spanier hingegen zogen das Wrack des Tankers weiter auf das offene Meer hinaus, wo er nach sechs Tagen auseinanderbrach und sank und 3.000 Kilometer Küste verwüstete. Nach ersten Schätzungen wurde der Schaden allein in Spanien mit einer Mrd. Euro beziffert. Knapp ein Jahr später legte der WWF http://www.wwf.org einen Bericht vor, wonach der Gesamtschaden mit rund fünf Mrd. Euro für die Tourismus- und Fischereiwirtschaft beziffert wurde.

Schulton argumentiert, dass für die Tourismusindustrie der falsche Schluss gezogen wurde, und das Tankschiff ins offene Meer hinaus geschleppt wurde. "Das Bild von ölverschmutzten Stränden im Fernsehen schreckt Touristen eben ab", so der Experte. Das Leben am Strand sei verglichen mit der Hochsee nicht so artenreich. Außerdem sei das Öl von einem Sandstrand leichter zu entfernen als etwa von einer zerklüfteten Felsküste. Der Wissenschaftler wirft den Verantwortlichen aber auch vor, dass ihre Handlungen eben so gesetzt wurden, dass es im Fernsehen ein gutes Bild mache. "Zu oft wird das Öl ohne Sperren treiben gelassen", so Schulton, der viele Entscheidungen bei einer solchen Katastrophe der Politik zuschreibt.

Der galizische Fischereiminister Enrique Cesar Lopez Vega verteidigt aber heute noch die Entscheidung das Schiff ins offene Meer gezogen zu haben. Er behauptet, dass dies zu einer Schadensbegrenzung geführt habe. Lopez Vega argumentiert damit, dass neben der verschleppten Gesetzgebung zur Sicherheit der Tanker seitens der EU auch viele der Umweltorganisationen unehrlich gewesen wären. "Galizien ist Opfer. Das müssen alle Parteien einsehen", so der Minister.

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