pte20060227016 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

US-Journalisten leiden am Weißen-Haus-Syndrom

Reporter sind in der Öffentlichkeit verhasst


Scott McClellan, aktueller Sprecher des Weißen Hauses
Scott McClellan, aktueller Sprecher des Weißen Hauses

Washington (pte016/27.02.2006/11:49) Der Fehlschuss Dick Cheneys bei der Jagd hat nicht nur kollaterale Schäden verursacht. Er legt das angeschlagene Verhältnis zwischen der Presse und der US-Regierung sehr deutlich offen. Während die Journalisten von der Heimlichtuerei frustriert sind, die sich seit der Bush-Regierung im Weißen Haus breit gemacht hat, sind sie in der Öffentlichkeit wegen ihrer zunehmenden Aggressivität bei den fast täglich stattfinden Live-Pressekonferenzen im Weißen Haus, immer verhasster. Die Frustration unter den Top-Journalisten, die aus dem Weißen Haus berichten, wächst und hat auch schon einen Namen: "White House Reporter Syndrome".

"Das Weiße Haus sieht in den Journalisten besondere Bittsteller, als ob es sich um eine weitere Interessensgruppe handeln würde", sagte Ken Auletta, Redakteur des Magazins New Yorker http://www.newyorker.com zur New York Times. Aber schreiende und aggressive Journalisten während der Live-Pressekonferenzen des Weißen Hauses werfen ein negatives Licht auf diese Profession. "Die Öffentlichkeit hasst die Leute", so Mike McCurry, der damalige Sprecher von Bill Clinton, der bei einer Konferenz wegen der Monika-Lewinsky-Affäre mit faulen Tomaten beworfen wurde. Wenn die Presse zu weit geht, verliert sie ihre Glaubwürdigkeit. Ein Artikel in der New York Post, in dem behauptet wird, dass George W. Bush von den Anschlägen am 11. September im Vorhinein wusste, hat der Regierung noch mehr Unterstützung gebracht.

Die Psychologin Renana Brooks spricht vom "White House Reporter Syndrome", bei dem sich konkurrenzfähige Karrierejournalisten kontrolliert und eingeschränkt fühlen und emotional von den Journalisten isoliert sind, die diese Erfahrung nicht gemacht haben. Das Aufbauschen des Cheney-Vorfalls sieht sie als Kompensierung für den Irak-Krieg, bei dem die Journalisten nicht ausreichend Druck auf die Regierung ausgeübt haben. "Das ist wie post-traumatischer Stress. Jemand stirbt und man glaubt, man hätte die Person retten können", so die Psychologin.

Das aufgrund seines Wesens von Natur aus angespannte Verhältnis zwischen Journalisten und dem Weißen Haus habe sich seit dem Vietnam-Krieg und der Watergate-Affäre stetig verschlechtert. Das begründete Misstrauen gegenüber der Regierung führte jedoch dazu, dass die Journalisten aus jeder Mücke einen Skandal machen. Die in den 70er Jahren vom Weißen Haus eingeführten Live-Pressekonferenzen, verschärfen dieses angespannte Verhältnis noch mehr.

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