pte20070516002 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Iran wirft Al-Jazeera-Team hinaus

Ahmadinejad verweigert TV-Team Teilnahme an Pressekonferenz


Irans Präsident Ahmadinejad mag keine unabhängige Presse (Foto: RSF)
Irans Präsident Ahmadinejad mag keine unabhängige Presse (Foto: RSF)

Abu Dhabi (pte002/16.05.2007/06:10) Ein TV-Team des katarischen Fernsehsenders Al-Jazeera musste am Montag die Pressekonferenz anlässlich eines zweitägigen Besuches des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) verlassen. Iranische Botschaftsmitarbeiter hätten das TV-Team vor Beginn der Konferenz gebeten, die Halle im Emirates Palace Hotel zu räumen. Die Medienbehörde der VAE, der National Media Council (NMC) http://uaeinteract.com , versuchte zwar mit den iranischen Beamten zu reden, unternahm jedoch nichts gegen deren Entscheidung, Al-Jazeera von der Konferenz zu verbannen.

"Es handelte sich um eine iranische Veranstaltung - sie entscheiden, welche Nachrichten sie haben wollen", begründet Ibrahim Al Abed, Geschäftsführer des NMC, das Nichteinschreiten seiner Behörde, gegenüber Arabian Business http://www.arabianbusiness.com . Erst vergangene Woche erhielt Al-Jazeera ein Zutrittsverbot zum iranischen Parlament, nachdem der Sender eine Talkshow ausgestrahlt hatte. Der Moderator stellte in der Sendung "Without Borders" die Frage, ob es für Ayatollah Ali Al Sistani, der höchsten schiitischen Autorität im Irak, legitim sei, in der Politik eine so bedeutende Rolle zu spielen. Die Sendung wurde von irakischen Schiiten als Beleidigung empfunden und zog Proteste in irakischen Städten, darunter in Basra, nach sich. "Es ist nicht zum ersten Mal, dass Al-Jazeera Probleme mit iranischen Behörden hat. Schon vor Ahmadinejads Amtszeit wurden Al-Jazeera-Korrespondenten mit der Ausweisung aus dem Land bedroht", betont Hajar Smouni, Leiterin der Nahost-Abteilung bei Reporter ohne Grenzen (RSF) http://www.rsf.org , im Gespräch mit pressetext.

RSF hat Ahmadinejad auf die Liste der "größten Feinde der Pressefreiheit" gesetzt. Unabhängige iranische Journalisten werden laut RSF regelmäßig von der Geheimpolizei verhört und unter Umständen wochenlang weggesperrt. Ausländische Medienvertreter beobachtet das Regime sehr genau. Korrespondenten riskieren oft ihre Akkreditierung zu verlieren.

Im Rahmen seines Besuches warnte Ahmadinejad die USA vor einem Angriff auf den Iran, dessen Volk in diesem Fall Vergeltung üben würde. Der iranische Präsident hielt weiter an der Entwicklung des iranischen Nuklearprogramms fest, das für friedliche Zwecke genutzt werden soll. US-Vizepräsident Dick Cheney richtete bereits am Freitag scharfe Worte in Richtung Iran und kündigte an, die USA und ihre Alliierten würden den Iran davon abhalten, sich Nuklearwaffen zu beschaffen. Dennoch vereinbarten beide Seiten gemeinsam mit der irakischen Regierung ein Treffen in Bagdad, um über Sicherheit und Stabilität im Irak zu diskutieren.

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